...der Franziskaner Missionsschwestern heißt in Wirklichkeit "St. Josefshaus". Es ist ein Gebäudekomplex bestehend aus Kapelle, Schwesterntrakt sowie Alters- und Pflegeheim. Die Gaißauer nennen aber das dem hl. Josef geweihte Haus einfach 's Kloster, denn gar viele Einwohner sind von Kindesbeinen an aus mannigfachen Gründen mit ihm verbunden. Die Ordensfrauen sind weitum unter dem Namen "Gaißauer Schwestern" bekannt, also ein Markenname, der über die Gemeindegrenzen hinweg einen guten Klang hat.
Im Bewusstsein des Wertes der Missionsarbeit und einer wahrhaft christlichen Erziehung zog Sr. Bernada Bütler unter Verzicht auf die Zugehörigkeit zum Kloster Maria Hilf in Altstätten (Kanton St. Gallen) und nach Entbindung von der Klausur mit einigen andern Mitschwestern gegen Ende des letzten Jahrhunderts nach Lateinamerika. Nach verschiedenen Aufenthalten wurde die Dienerin Gottes, Mutter Maria Bernarda, Gründerin der "Franziskaner Missionsschwestern von Maria Hilf" (Cartagena/Kolumbien) und weil sie 1904 Sr. Rosa Holenstein nach Europa sandte, um ein Haus zu finden zur Aufnahme von Kandidatinnen für Missionsaufgaben in Südamerika, auch Gründerin des "Klösterleins" in Gaißau.
Im selben Jahr wurde Schwester Rosa Holenstein dank der Hilfe des Pfarrers Franz Josef Hämmerle Lehrerin in Gaißau. Sie hatte im Schulhaus Wohnung bezogen. Bereits 1905 trat die erste Kandidatin aus Deutschland in den Orden ein. Ein Jahr später fand die feierliche Einkleidung in der Kirche statt.
Wie es scheint, hatte Sr. Rosa hier den richtigen Platz für die ihr zugeteilte Aufgabe gefunden. Schon 1907 erfolgte der Bau des St. Josefsmissionshauses. In den Jahren 1910, 1932, 1961, 1980 und 1990/91 wurde das einstige Klösterlein bedeutend erweitert und durch einen Stall und das Antoniushaus bereichert.
Die baulichen Veränderungen der letzten 80 Jahre waren notwendig, teils wegen Ordenszuwachs, teils durch Übernahme neuer Aufgaben in Gaißau. Das gelegte Samenkorn wuchs zu einer stattlichen Garbe. Seit 1905 traten 432 Bewerberinnen in die Kandidatur. 314 Schwestern wurden in die Mission nach Kolumbien und Brasilien gesandt. In Europa bestehen zurzeit 14 Ordensgemeinschaften mit etwa 120 Schwestern und zwei Kandidatinnen. In Gaißau wirken momentan etwas über 20 Schwestern, doch sind viele von ihnen altersbedingt nicht mehr voll einsatzfähig. Der Nachwuchsmangel macht den Schwestern große Sorgen. Ihr Glaube an Gottes Hilfe ist aber ungebrochen.
Vorbei sind die Zeiten, wo jährlich zweimal in der Pfarrkirche St. Othmar die weißgewandeten Kandidatinnen ihr Ordenskleid entgegennahmen, die jungen Novizinnen die Gelübde ablegten. Die Jubelprofessen von 25, 50 und 60 Jahren bestätigen aber, dass das St. Josefshaus lebt.